Kritiken zu S’is gut!

Nicht gut, sondern sehr gut! - 

Klezmermusik macht den Altarraum der Medarduskirche zur Theaterbühne 


„S'is gut“ ist eine Floskel, die der Jude sagt, wenn es ihm schlecht geht – und der Titel des Programms, mit dem das Ensemble „JONTEF“ am Sonntag seine Zuhörer in der gut besuchten Medarduskirche in Ostdorf in seinen Bann zog. „S'is gut“ erzählt vom Leben in einer imaginären, namenlosen jüdischen Kleinstadt, dem „Stetl“. Der aus Israel gebürtige Schauspieler Michael Chaim Langer erzählt Geschichten und Anekdoten, die dem Publikum die Lebensphilosophie des „Kleinen Mannes“ nahebringen. Die Arrangements der traditionellen Texte und die meisten der Instrumentalstücke stammen aus der Feder von Komponist Joachim Günther, der im Konzert Akkordeon und Klarinette spielt und der offizielle Ansprechpartner des Quartetts ist. Zusammen mit  Wolfram Ströle (Gitarre und Violine) und Peter Falk (Kontrabass) zaubern die Musiker aus Tübingen eine kleine Theatervorstellung in die Medarduskirche, fügen der Konzertreihe mit dem Untertitel „Musikalische Raritäten auf der Zollernalb“ eine Perle eines selten gehörten Genres hinzu. Die Formation, die bereits 2014 in Ostdorf gastierte, erhielt den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg, spielte mehrere CDs ein und trat bereits mehrfach in Rundfunk und Fernsehen auf.


Der Instrumentale Auftakt, „Rebbes Tanz“, reißt die Zuhörer unvermittelt in eine andere Welt – ab dem ersten Takt wippen die Füße im Publikum mit, während die strahlenden Augen der Akteure deren Begeisterung für ihre Musik sichtbar machen. Nach diesem akustischen Vorspann leitet das Instrumentalstück „Blauer Mond“ mit einem von Bass und Geige begleiteten Klarinettensolo in die Handlung des Theaterstücks ein, das in den nächsten eineinhalb Stunden Episoden aus dem Leben der jiddischen Bevölkerung im Stetl erzählt. Kinderlieder und Tanzstücke wechseln mit melancholischen Erinnerungen an vergangene Zeiten, wie im Lied „Kroke“, das von der Sehnsucht nach der auf der Flucht verlassenen Stadt Krakau handelt.


Nach einer kurzen Pause folgen weitere Geschichten – wie die des Pferdehändlers „Joschke“, dem die schlecht bezahlte Stelle eines Synagogendieners verwehrt bleibt, weil er nicht lesen und schreiben kann, der dann aber durch Fleiß und Beharrlichkeit zum erfolgreichen Geschäftsmann wird. Emotionaler Höhepunkt des Konzertes ist das „El male rachamim“ - ein Totengebet, das an die Opfer der Konzentrationslager erinnert: Aus einem stillen Klagen, dessen orientalisch anmutende Instrumentalbegleitung den Zuhörer in die trockene Wüste Israels zu versetzen scheint, entwickelt sich ein Ausbruch von Schmerz, Wut und Verbitterung. Die Instrumente greifen die gesungenen Motive der Melodie auf, scheinen selbst zu weinen. Doch dann mischen sich rhythmische Elemente in die Klagemelodie, machen Zuversicht und Hoffnung hörbar und lassen die Melodie schließlich zu einem Tanzlied werden, das im nächsten Instrumentalstück mit dem Titel „Garten Eden“ mündet.“Rebbes Tanz“ - quasi als „Abspann“ - holt die Zuhörer am Ende des Programmes wieder in die Realität zurück.


Anhaltender Applaus und zwei Zugaben – eine Verführungsszene am Kamin und ein munteres Tanzlied – lassen noch einmal die unbeschwerte Heiterkeit spüren, die dieses 2001 entstandene Programm auch 2016 zu einem hörenswerten und in Zeiten von Flucht und Veränderungen durchaus aktuellen Erlebnis macht.


Thomas Meinert (Balingen (14.3.2016)

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Komik und Tragik in der Eusebiuskirche

Klezmerband "Jontef' überzeugte 350 Zuhörer mit jiddischen Liedern und humorigen Anekdoten

Christa und Walter Schimpf prägen dieKirchenmusik in Wendlingen seit 40 Jahren. Sie haben in dieser langen Zeit allerhand erlebt. Aber dass die Zuhörer in der Eusebiuskirche mit den Füßen auf den Boden trampeln, das ist auch für sie außergewöhnlich. Am Samstagabend beim Konzert der Klezmer-Band Jontef passierte dies.

VON HORST JENNE

WENDLINGEN (1.7.2013)

Die 350 Besucher waren begeistert von den jiddischen Liedern und den humorigen hintergründigen Anekdoten des Quartetts aus Tübingen. "Jontef " heißt übersetzt Festtag und für den sorgten der aus Israel stammende Michael Chaim Langer (Gesang und Schauspiel), Hans Joachim Günther (Klarinette und Akkordeon), Wolfram Ströle (Violine und Gitarre) und Peter Falk (Kontrabass). Das Programm des 1988 am Landestheater Tübingen gegründeten Ensembles lautete "S'is gut".

Es war gut am Samstagabend in der Eusebiuskirche. Ja, sogar sehr gut. Das breite musikalische und erzählerischeSpektrum reichte von Komik bis Tragik, vom freudvollen Leben bis zu unendlichem Leid. "Wann sagt a Jid S'is gut? Wenn es ihm gut geht? Nein, wenn es ihm schlecht geht, sagt er „S'is gut." Und trotzdem singt er. Das ist jiddischer Humor. Er zeigt sich auch in der Geschichte um den Rabbiner der Synagoge, der ein entzückendes Urteil zu der Streitigkeit über eine gefundene Geldbörse fällt. Oder um den Pferdehändler Joschke, der nicht schreiben und lesen kann, es aber dennoch zu etwas gebracht hat.

"Der Gruppe eilt ein wunderbarer Ruf voraus" ' sagte Kantor Walter Schimpf in der Begrüßung. Seine Vorschusslorbeeren bestätigten die mehrfach preisgekrönten Klezmer-Künstler auf eindrucksvolle Weise. Klezmer, wörtlich übersetzt "Gefäß des Liedes", ist eine uralte jüdische Volksmusiktradition, die ihren Ursprung im 15. Jahrhundert hat. Die Auswahl der Programmabfolge deutete - nicht anklagend, jedoch wohlüberlegt - auf ein auch in der Gegenwart notwendiges mahnendes Erinnern. Dargestellt in einem musikalisch-literarisehen Streifzug durch das Leben der Juden im "Stedl". Als Ouvertüre wurde ein Klezmer geboten, der als "Rebbestanz" mitreißend musiziert und durch den rhythmischen Silbengesang noch unterstrichen wurde - die tragische Grundstimmung trotzdem nicht verdeckte. Michael Chaim Langer, selber Sohn eines KZ-überlebenden, verstand es vortrefflich, die gewesene und nach seinen Worten nicht wiederkehrende Situation im Stedl zu beschreiben. Erzählen wollten hier nicht nur

Texte, auch die Instrumente. Der kleine Zusatz "Diese Stadt gibt es nicht mehr" verdeutlicht, was für eine reichhaltige Kultur die Nazis vernichteten.

Das Lied "Kroke" widmete der 59-jährige Langer seinem Vater und allen Flüchtlingen auf der Welt, die vertrieben und verfolgt werden. Obwohl man den jiddischen Text nicht verstand, wurden der Schmerz und die Trauer desHolocaust jedem im Raum deutlich. Langers Vater wuchs im Krakauer Ghetto auf und überlebte danach fünf KZ. Er ist heute 86 und wohnt mit seiner Frau, die damals von Polen nach

Russland geflohen und so einem schlimmen Schicksal entgangen war, in Tübingen. "Mein Vater hat lange geschwiegen", sagte Michael Chaim Langer, "erst als ich 40 Jahre alt war, hat er zum ersten Mal von seinen tragischen Erlebnissen berichtet. Das war wie eine „Offenbarung“. Der Sohn will "nicht nur Trübsal blasen, sondern den Blick in eine positive Zukunft richten". Das Gedicht "Jiddisch wieder" fasste in wenigen Strophen jüdisches Schicksal zusammen, das nicht nur um Verlorenes

weiß, sondern aus der Thora Verheißung liest, was "die Füße zum Tanzen juckt" und trotz Katastrophen und ungewisser Zukunft von Messias-Erwartung singen lässt. Das Rückerinnern auf das Städtchen Bels gestaltete der Sänger beeindruckend unsentimental. Im Verein mit seinen" Musikanten" verlor er sich nicht in Trauer, sondern wandelte den Gesang zur beeindruckenden Liebeserklärung. Im Gedicht "Unter den grünen Bäumen Polens" klagt der Dichter über das Nichtmehr jüdischen Lebens: "Augen vor Angst starr, vom braunen Unglück getroffen." "El male rachamim" ging immer mehr in einen ausdrucksstarken,

ja, emotionsgeladenen Gesang über. "Wir bitten für die Seelen unserer Brüder, die von Mördern getötet wurden und deren Blut in Auschwitz, Majdanek, Treblinka und anderen Vernichtungslagern Europas vergossen wurde", hieß es in dem Totengebet. Das Schlusswort gehört Kontrabassist Peter Falk: "Wir wollen nicht nur frohe Musik machen und lustige Geschichten erzählen, sondern mit unseren tiefsinnigen Liedern eine Botschaft rüberbringen. Eine Botschaft, dass es nie wieder so etwas wie den Holocaust geben darf."

Dies ist dem Quartett in der Eusebiuskirche bestens geglückt.

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Tragik und Humor

JONTEF in der Stadtkirche Ellwangen

(Schwäbische Post, 18.9.2012) Am letzen Sonntag gastierte in der trotz Pferdetage und herrlichem Wetter gut besuchten Ellwanger Evangelischen Stadtkirche das Ensemble „Jontef“, was auf Jiddisch Festtag heißt, mit einem Programm, das zeitlos ins Heute passt. Die 1998 am Landestheater Tü-bingen gegründete Gruppe agiertevokal und instrumental als vielseitiges Quartett: Chaim Langer als singender Mime, Joachim Günther an Klarinette und Akkordeon, Wolfram Ströle mit Geige und Gitarre und Peter Falk am Kontrabass. 

Die Auswahl der Programmabfolge deutete, nicht anklagend, jedoch wohlüberlegt auf ein auch in der Gegenwart notwendiges mahnendes Erinnern, dargestellt in einem musikalisch – literarischen Streifzug durch das Leben der Juden im „Stedl“, dem auch der Schuss hintergründigen Humors nicht abging. Quasi als Ouvertüre wurde ein Klezmer geboten, der als „Rebbes tanz“ mitreißend musiziert und durch den rhythmischen Silbengesang noch unterstrichen wurde, die tragische Grund-stimmung aber trotzdem nicht verdeckte. 

Chaim Langer, selber Sohn eines KZ-Überlebenden, verstand es vortrefflich, die gewesene und nach seinen Worten nicht wiederkehrende Situation im Stedl zu beschreiben. Beschreiben wollten hier nicht nur Texte, auch die Instrumente. Jedes in seiner Art „malte“ in ausgefeiltem Ensemblespiel und auswendigeine innere Stimmung, die sich mit Spannung, Verlorenheit und Zuversicht mischte? Das Gedicht „Jiddisch wieder“ fasst in wenigenStrophen jüdisches Schicksal zusammen, das nicht nur um Verlorenes weiß, sondern aus der Thora Verheißung liest, was „die Füße zum Tanzen juckt“ und trotz Treblinka und ungewisser Zukunft von Messiaserwartung singen lässt. Das Rückerinnern auf das Städtchen Bels gestaltete der Sänger beeindruckend unsentimental. Im Verein mit seinen „Musikanten“ verlor er sich nicht in Trauer, sondern wandelteden Gesang zur beeindruckenden Liebeserklärung. 


Naftalis Serenade führtebesonders das instrumentale Können, aber auch die hohe Musikalität im selbständigen musizierenden Agieren der Interpreten vor. Hier begegneten düstere Harmonien als drohendes Chaos, das der weitere Klangfluss dämpfte. Im Gedicht „Unter den grünen Bäumen Polens“ klagt der Dichter über das Nichtmehr jüdischen Lebens: „Augen vor Angst starr, vom braunen Unglück getroffen.“ Der dem Tod – nicht dem Leid –Entronnene; aus der Ferne wünscht er dem, was er verlassen musste: „Bleib mir gesund , Krakau“,was den vokalen Schrei nicht verhindert und dochin einem gemeinsamen meditativen Gesang verebbt. Wenn nach so viel Leid der Jude sagt: „Es ist gut“, dann meint er das gerade nicht so.Vielleicht sollte man es mit „Es reicht“, „es ist genug“ übersetzen.

Aber im „Lomir sich iberbetn“ trotz allem: „wir wollen uns versöhnen“. Eben nicht „Auge um Auge“. Dieser Text erschließt gleichsam eine Vision. Bei all der Tragik wurden Komik und Humor nicht ausgeklammert und mit der Geschichte um den Streit schlichtenden Rabbi zum schmunzelnden Durchatmen verholfen. „El male rachamin“, das um Erbarmen bittende Gebet, zunächst auf liegenden Klängen rezitiert, ging immer mehr in einen ausdrucksstarken, ja, emotionsgeladenen Gesang über. Der verhaltene Dur-Schluss unterstrich ein gläubiges Amen. Jauchzen und Flehen in der Kirche.

(Herrmann Weigold)

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Das Klezmer-Quartett Jontef aus Tübingen begeisterte in der Ringkirche Wiesbaden

Wiesbaden, 18.03.2003 Von Kurier-Mitarbeiter Sebastian Herold

"Das nächste Lied widme ich meinem Vater, der ins Krakauer Ghetto musste, es aber überlebte." Wie vom Wind aus weiter Ferne zum Publikum getragen, hallt die Stimme des Schauspielers Michael Chaim Langer leise durch die Ringkirche. Mit geschlossenen Augen hebt er seine gefalteten Hände flehentlich über seinen Kopf. Von Klarinette, Kontrabass und Geige begleitet, schwillt der Gesang an, wird zum Klagen und steigert sich zum Schreien, bevor die Zuhörer abrupt in völlige Stille entlassen werden.

Obwohl man den jiddischen Text des Liedes nicht versteht, werden der Schmerz und die Trauer des Holocaust jedem im Raum deutlich. Aber die Klezmer-Musik, die am Sonntag Abend geboten wurde, ist gleichzeitig Klage und Medizin. Nicht umsonst heißt das Programm der Tübinger Gruppe Jontef "S' is gut!". Das ist es, was die Musiker gemeinsam singen, um der eigenen Betroffenheit Herr zu werden. "Es ist gut", "es wird schon werden", "irgendwann geht auch die größte Tyrannei zu Ende."

Gegenseitig sprechen sich die vier auf der Bühne Mut zu, und dann hat Joachim Günther plötzlich nicht mehr die Klarinette, sondern ein Akkordeon in der Hand. Kurz darauf schallt ein fröhliches Hochzeitslied durch die Kirche, Wolfram Ströle jagt den Bogen virtuos über seine Geige, und der Sänger tanzt jauchzend dazwischen. Eine Mischung aus Klassik, Volks- und Zigeunerlied lässt Köpfe und Beine wippen, und es wird klar, warum die Gruppe sich "Jontef" genannt hat, das jiddische Wort für Festtag.

Eine gelungene Vorstellung, die einem auch die herzhafte, ironische Seite der osteuropäischen Juden näherbringt. Dazu tragen nicht zuletzt die humorigen Anekdoten über das Treiben in einer jüdischen Gemeinde in der Nähe von Lublin bei, die Schauspieler Langer zwischen den Liedern erzählt. Da geht es zum Beispiel um den Rabbiner der Synagoge, der ein entzückendes Urteil zu der Streitigkeit über eine gefundene Geldbörse fällt. Der kleine Zusatz "Diese Stadt gibt es nicht mehr" verdeutlicht, was für eine reichhaltige Kultur die Nazis vernichteten.

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Konzertabend als Festtag zelebriert

"Jüdisches Leben": Tübinger Gruppe Jontef fesselt mit Klezmermusik

Bühl 1.2.2001 (ar) - Übersetzt heißt Jontef Festtag, und ein solcher war es für die zahlreichen Besucher, die hautnah miterleben durften, mit welcher Lebensfreude und Zuversicht die jiddische Bevölkerung all ihre Gefühle wie Hoffnung, Verzweiflung, Glaube, Trauer und Fröhlichkeit zum Ausdruck brachte.

Interpretiert wurde diese in der Musik spürbare Lebensart von einem Quartett, das durch seine musikalischen Qualifikationen, aber auch durch seine Leidenschaft beeindruckte.

Langer sang vom alten Stedtele Belz, das es nur noch in der Erinnerung gibt, oder vom ehemaligen Krakau, in dem sein Vater wohnte, der den langen leiensweg im Getto überleben durfte. Alle aufkommenden Gefühle besang er mit gewaltinger Stimme im gebet: El male rachamin - Gott voll Erbarmen".

Mit Begeisterung erlebten die Besucher Wolfram Ströle, wenn er seine Fidel zum Singen brachte, oder Joachim Günther, dessen Herz sich beim Spiel der Klarinette öffnete. Ob mit Geige und Kontrabass oder mit Akkordeon und Gitarre - die Musiker schienen sich auch ohne Worte zu verstehen, verbunden durch Gefühle.

Zusätzlich zu den Liedern erzählte Langer mit großem schauspielerischen Talent Anekdoten der jiddischen Menschen. "Zum Glück hab ich mit falschem Geld bezahlt", spottet da etwa ein Pferdehändler, der beim Geschäft selbst übers Ohr gehauen wurde. "S ´s gut", sagt ein jude, wenn es ihm schlecht geht.

Ein unaufhörlicher Ablaus war der Dank des Publikums an die Gruppe Jontef, die sich mit zwei Zugaben verabschiedete.

(Badisches Tagblatt)

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Rasante Melodien und Geschichten

Jontef aus Tübingen in der Öhringer Spitalkirche

Öhringen 28.3.2001 (TilmannSchmidt) - "Rein in die Jüdische Welt des Stetels!" So führte der Sänger und Geschichtenerzähler von Jontef, Michael Chaim langer, sein Publikum in die materie des Abends ein. Die Spitalkirche in Öhringen war voll besetzt und bereit zuzuhören.

Jontef spielte Klezmer, die Liedtexte sind jiddisch. In einer Quartettbesetzung mit Peter Falk, Wolfram Ströle, Joachim Günther und Frontmann Langer machten Jontef ausgesprochen feinfühligen Klezmer. Violine. Akkordeon und Klarinette veranstalteten regelrechte Wettläufe, in denen die sich ständig wiederholenden Melodieläufe dezent vom Bass begleitet wurden. Die Virtuosität der Musiker kommt besonders dann zum Vorschein, wenn sich Instrumente doppeln. Exakte Phrasierung, wahnwitzige Tempowechsel innerhalb weniger Augenblicke und die Tanzbarkeit der meisten Lieder machen das Zuhören zum Erlebnis.

Wie anspruchsvoll Klezmer sein kann, zeigte sich in den beiden Dojnen, die "bei Hochzeiten zu Tisch gespielt wurden", wie Joachim Günther zu erzählen weiss. Auch hier zeigen sich wiederum die hohe Musikalität und die handwerklichen Fertigkeiten des Quartetts. Wie die Sklaven im Süden Amerikas den Blues für die Bewältigung ihrer Alltagsprobleme hatten, hatte die jüdische Bevölkerung in den Gettos Klezmer. Und den spielten Jontef meisterhaft.

Der eigentliche Motor von Jontef ist Michael Chaim Langer mit seinem Gesang und den Anekdoten und Geschichten aus dem Alltag des Stetls. Als Schauspieler versteht er es, die Personen und Situationen in seinen Texten lebendig werden zu lassen. Verzweiflung, List, Liebe und die wohl in jeder Form von Folklore vorkommende Redseligkeit, gepaart mit Optimismus, werden in seiner Person für den Moment einer Anekdote oder eines Liedes Fleisch und Blut.

(Badisches Tagblatt)

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